Der rote Punkt - Traditionelles Bogenschießen
Der rote Punkt - Traditionelles Bogenschießen

Der Rohschafttest

Zugegeben, als ich dieses Wort zum ersten Mal gehört habe, habe ich mich verhört. Ich verstand so etwas wie "Rohschaf-Test" und fragte mich, was rohes Hammelfleisch mit dem Bogenschießen zu tun hat. Ja, ich werde alt, meine Ohren werden grau...

Es handelt sich aber um einen Test mit einem "rohen" Schaft. Das heisst, einen Test mit einem Schaft, der mit Spitze und Nock, aber ohne Befiederung geschossen wird.

 

Mit diesem Test kann man zwei Dinge wunderbar herausfinden:
- Den richtigen Nockpunkt an der Sehne
- Den korrekten Spine für seine Pfeile

 

Der Nockpunkt:

Zu diesem Zweck werden die Rohschäfte aus verschiedenen Distanzen, variierend zwischen 20 und 30 Metern, auf die Scheibe geschossen. Die fehlende Befiederung verhindert ein Stabilisieren der Pfeile, und so kann man bei falschem Nockpunkt ein deutliches "Reiten" des Pfeiles erkennen. Das heisst, der Pfeil schwingt im Flug auf und ab. Zudem schlägt der Pfeil - entsprechend dem falschen Nockpunkt - auf der Zielscheibe schräg ein.

 

Schräg nach oben: Nockpunkt ist zu hoch
Schräg nach unten: Nockpunkt ist zu tief

 

Man sollte aber unbedingt wechselnde Entfernungen benutzen, da - wenn es echt doof läuft - der Pfeil genau zwischen zwei Reitbewegungen in das Ziel einschlagen kann, und so einen passenden Nockpunkt nur vortäuscht.
Desweiteren kann - als extra Gemeinheit - ein extrem zu tief sitzender Nockpunkt einen passenden vortäuschen, indem der Pfeil im Abschuss über das Shelf gehebelt wird.

Zudem ist zu empfehlen, dass man immer einen oder zwei befiederte Referenzpfeile schießt.

 

Der Spine

Wieder wird die fehlende Befiederung und die damit nicht vorhandene Stabilisierung des Schaftes ausgenutzt.
Wenn der Spine nicht stimmt, erkennt man im Flug des Schaftes ein auffälliges "Wedeln", der Pfeil schwingt nach rechts und links. Zudem weicht er erheblich zur Seite ab:

 

Auf die Seite des Bogenarmes (z.B. bei Rechtshändern nach links): Der Schaft ist zu hart
Auf die Seite der Zughand (bei Rechtshändern nach rechts): Der Schaft ist zu weich

 

Dieser Test wird so durchgeführt:
Man schießt drei befiederte Pfeile auf das Ziel, aus 25-30 Meter Entfernung (!). Dann folgt der zu testende Rohschaft. Die Abweichung zeigt, ob der Schaft gut für den Schützen und Bogen ist oder nicht.
Allerdings ist es dabei unbedingt notwendig, dass man immer die gleiche Auszuglänge beibehält, und den gleichen Ablass.

Wieder ist es notwendig, die Entfernungen etwas zu variieren, damit man sich nicht intuitiv auf den falschen Spine einstellt.
Wenn der Schaft zu weich ist, kann man ihn kürzen, um ihn härter zu machen. Oder eine leichtere Spitze benutzen. Ist der Schaft zu hart, hilft eine schwerere Spitze, Verlängern ist schon schwierig...

 

Ein passender Schaft bei passendem Nockpunkt fliegt ohne Probleme 30 Meter weit stangerlgrad in das Ziel. Und wenn man ihn dann noch befiedert, fliegt er auch 100 Meter weit gerade. Und das ist alleine aus ästhetischen Gründen schon die Mühe wert ;-)



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April 2012

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© Daniel Schölz